Die Stadt Bern will mit dem Kornhaus eine Rendite erwirtschaften. Finanziert wird diese auch von Gemeinden und dem Kanton Bern.
Der Leiter des Kornhausforums, Bernhard Giger, enervierte sich im «Bund» über die hohe Miete, die er der Stadt entrichten muss. Denn die Stadt Bern will mit ihrer Liegenschaft an bester Lage am Berner Zytglogge eine Rendite erwirtschaften. Fast die Hälfte der erhaltenen Subvention zahlt Giger darum der Stadt gleich wieder als Miete ein.
Doch senken will die Stadt Bern den Zins für Kornhausforum und Kornhausbibliothek nicht, denn die Mieteinnahmen fliessen in den Fonds für Boden- und Wohnbaupolitik. Oder einfacher gesagt: Subventionen für Kultur fliessen in Subventionen für Boden- und Wohnbau. Das gibt auch in der Region Bern zu reden. Denn das Kornhausforum wie auch die Kornhausbibliothek werden zur Hälfte auch von Kanton und Regionalkonferenz finanziert. Laut Vertrag erhält das Kornhausforum jährlich 810’000 Franken. Rund die Hälfte bezahlt die Stadt Bern mit 388’800 Franken, der Kanton Bern übernimmt 324’000 Franken und die übrigen Gemeinden der Regionalkonferenz Bern-Mittelland 12 Prozent oder 97’200 Franken.
Würde die Stadt also nicht auf eine Rendite aus dem Kornhaus pochen, müssten die Gemeinden aus der Region weniger Subventionen bezahlen: «Wir haben in den letzten Jahren bereits festgestellt, dass wir für die beiden Institutionen vergleichsweise einen hohen Anteil Miete bezahlen», sagt Benjamin Marti, Präsident der Kommission Kultur der Regionalkonferenz Bern-Mittelland und Belper Gemeindepräsident (SVP), auf Anfrage. Die Stadt Bern habe der Kulturkommission in Aussicht gestellt, dass ab 2020 die Mieten von Kornhausforum und Bibliothek diskutiert würden. Das sei aber nicht passiert, sagt Marti.
Rückendeckung erhält Giger auch von Lukas Vogelsang, Chefredaktor des Kulturmagazins «Ensuite». Er schreibt dem «Bund», dass Giger sich zu Recht nerve. «Er muss den Kampf um das Subventionsgeld führen, um eigentlich nur günstigen Wohnraum zu ermöglichen – statt die Kulturplattform zu finanzieren.»
Doch es war nicht immer so, dass das Kornhaus im Finanzvermögen der Stadt lag und deshalb der Stadt Gewinn einbringen musste. Im Jahr 2006 wurde das Kornhaus vom Verwaltungs- ins Finanzvermögen verschoben. Wäre es nicht möglich, es wieder zurückzuführen? Möglich schon, sagt Michael Aebersold, zuständiger SP-Gemeinderat, auf Anfrage. Für eine solche Übertragung vom Finanz- ins Verwaltungsvermögen müsste aber aufgrund des aktuellen Marktwerts von rund 14 Millionen Franken das Stimmvolk mitreden, teilt die Stadt mit. Aebersold persönlich wäre dagegen: Als Präsident des Fonds für Boden- und Wohnbaupolitik liege ihm daran, den Handlungsspielraum für eine aktive Wohnbaupolitik zugunsten von günstigem Wohnraum nicht zu schwächen. Die Nettomietzinseinnahmen belaufen sich auf jährlich 1,47 Millionen Franken für das gesamte Kornhaus.
Während man sich an den hohen Mietkosten beim Kornhausforum stört, will sich die Präsidentin der Kornhausbibliotheken, Ursula Marti, die wie Aebersold der SP angehört, nicht beschweren. Dabei schrieben die Kornhausbibliotheken laut Jahresbericht in den Jahren 2018 und 2017 rote Zahlen: «Wenn die Stadt tiefere Mieten verlangen würde, würde sie umgekehrt weniger Subventionen bezahlen», teilt Marti auf Anfrage mit.
Derzeit ist ein SP-Vorstoss im städtischen Parlament hängig, der fordert, dass die Berner Kornhausbibliothek auf den frühestmöglichen Termin im Parterre des Kornhauses unterzubringen sei, damit aus dem Kornhaus ein Literaturhaus werde. Doch die städtische Immobilienabteilung verlängerte erst im letzten Jahr den Vertrag mit dem Zürcher Gastrounternehmen Bindella im Erdgeschoss bis ins Jahr 2030. Dieser baut dort zurzeit ein neues italienisches Restaurant.
Newsnet / Der Bund – 19. Februar 2020 11:56