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MEDIENMITTEILUNG: Schliessung der Stadtgalerie

Nachwuchsförderung kippen?

Der Gemeinderat der Stadt Bern will die Stadtgalerie schliessen. Seit einem halben Jahrhundert ist sie ein Vorzeigeprojekt der Kulturförderung. Für das junge Kunstschaffen wäre die Schliessung ein riesiger Verlust.

Es ist ein gigantisches Sparpaket, das der Berner Gemeinderat in der letzten Woche präsentiert hat. Die Massnahmen sind einschneidend, insbesondere auch vor dem Hintergrund der durch die Corona-Pandemie verursachten und noch zu befürchtenden Einbussen. Um 50 Millionen Franken soll der Finanzhaushalt der Stadt ab dem Jahr 2024 entlastet werden. Rund 1,3 Millionen wären es im Kulturbereich. Dies neben den kleineren Kürzungen, die im letzten Jahr bereits erfolgt sind und in den nächsten zwei Jahren vielleicht noch nötig werden, sowie dem Wegfall der Bundesmillion. Eine der beantragten Sparmassnahmen ist die Schliessung der Stadtgalerie. Um 220’000 Franken würde das Budget damit entlastet. Keine Wahnsinnssumme. Immens jedoch wäre der damit angerichtete Schaden für die Kulturstadt Bern.

Ausgerechnet die Stadtgalerie soll es treffen. Ein Vorzeigeprojekt der städtischen Kulturförderung seit gut 50 Jahren. Zuerst, noch unter dem Namen Berner Galerie, an der Kramgasse, danach im Keller im Alten Schlachthaus und an der Hodlerstrasse, seit 2004 im Progr, wurde die Stadtgalerie für das junge Berner Kunstschaffen zur zentralen Plattform. Unter günstigen Bedingungen hatten dort zahlreiche Künstlerinnen und Künstler ihre erste Einzelausstellung, lange bevor sie ihre Arbeiten in Galerien oder Museen präsentieren konnten. Vermehrt wurde die Stadtgalerie in den letzten Jahren auch zum Bindeglied zwischen der Hochschule der Künste und der Öffentlichkeit, indem sie abgehenden Studentinnen und Studenten Raum für erste eigene Projekte anbieten konnte. In Zusammenarbeit mit der Kunstkommission der Stadt Bern und der Pro Helvetia organisiert sie zudem «Artist in Residence»-Programme für Kunstschaffende aus aller Welt, mit Wohnung und Atelier im Progr.

Es wäre viel, was verloren ginge. Auch wenn es oft erst im Kleinen stattfindet. Doch genau darauf baut die kulturelle Identität einer Stadt, auf die Orte, an denen alles anfängt. Die Stadtgalerie ist ein hervorragendes, nützliches und bewährtes Instrument der Nachwuchsförderung im Kunstbereich. Wollen wir das tatsächlich einfach so kippen?

Bis zur Umsetzung der Sparmassnahmen bleibt noch etwas Zeit. bekult bittet den Gemeinderat der Stadt Bern, die vorgesehene Schliessung der Stadtgalerie zu überdenken und in Zusammenarbeit mit anderen Kunstorten der Stadt und der städtischen Kunstkommission nach Möglichkeiten zu suchen, sie auch nach 2024 weiterzuführen.