MENU

NEWSLETTER 2 – JANUAR 2018

Liebe bekult-Mitglieder

Alles Schöne und Feine zum neuen Jahr! Für die Berner Kultur wird es ein spannendes, vielleicht richtungsweisendes: Es ist das letzte von Veronica Schaller als Leiterin von Kultur Stadt Bern, ihre Nachfolge dürfte im Lauf des Jahrs bestimmt werden. Zudem fallen in diesem Jahr gewichtige Vorentscheide für die Kulturverträge der Zeit von 2020-2023. Aber das ist eigentlich alles Rahmenprogramm. Die Kultur machen andere, die Kultur machen andere möglich – die bekult-Mitglieder in nicht unerheblichem Mass: Viel Glück und Erfolg für eure Projekte! Zum Jahresauftakt ein kleiner Spaziergang ein paar mehr oder weniger aktuellen Baustellen entlang:

Bundesmillion.
Sie sei gesichert, meldeten die Medien Mitte Dezember. Der Kredit für besondere kulturelle Leistungen der Hauptstadt wurde im Nationalrat nicht gekürzt. Für 2018 ist das Bundesgeld damit sicher. Wie es dann weitergeht, ist offen. Der Stadtpräsident sprach von einem «Grundsatzentscheid», die Diskussion um die «eher symbolischen» 300’000 Franken sei damit vorerst vom Tisch, zitierte ihn der «Bund». Nachdem es zunächst so ausgesehen hatte, als wäre die Bundesmillion fast handstreichartig weg, nicht zuletzt aufgrund von ein paar eigenartigen Animositäten aus Bundesbern gegenüber der Stadt, ist die vorläufige Sicherung des Bundesbeitrags erfreulich. Seinen Anteil an diesem guten Zwischenergebnis hat sicher auch Alec von Graffenried.

Kulturraum Waisenhausplatz.
Am Anfang stand bekanntlich ein Brief von «gegen hundert Künstlern und Künstlerinnen sowie an Kunst und Kultur Interessierten», der einen mobilen Kulturpavillon für den Waisenhausplatz anregte. Gemeinderätin Ursula Wyss zeigte sich offen, dann ging aber nicht mehr viel. Die Direktion TVS erteilte nach dem Sommer Christoph Reichenau ein Mandat, Bedürfnisse und Vorstellungen zum Kulturraum Waisenhausplatz abzuklären. Dabei geht es um den so genannten mittleren Waisenhausplatz, zu dem der von Progr, Polizei-Hauptwache und NMS-Gebäude gesäumte Raum gehört. Reichenau führte im Herbst ausführliche Gespräche mit Briefschreiberinnen, mit bekult und mit dem Polizeiinspektorat.

Derzeit scheint alles offen. Neben der Frage der künftigen kulturellen Nutzung des Waisenhausplatzes stehen auch – und fast dringender – auf der Schützenmatte Entscheidungen an, wie mit frei werdendem Platz im öffentlichen Raum umgegangen werden soll. Im Februar will Ursula Wyss das Gespräch über den Waisenhausplatz mit den Beteiligten weiterführen.

Zwischennutzung Hochhaus.
Am Stadtrand, haarscharf gerade nicht in Ostermundigen, steht das Post-Hochhaus aus den frühen 1970er-Jahren. Der grosse Berner Architekt Hans Brechbühler hat es zusammen mit anderen gebaut. Damals ein Wahrzeichen, der Versuch eines kühnen architektonischen Aufbruchs, steht es heute etwas traurig, schwer und abseits an der Schnittstelle zwischen Stadt und Agglomeration. Die ganze Anlage ist schlecht gealtert. Die Swisscom hat rechtzeitig verkauft, die Besitzverhältnisse danach waren nicht transparent, eine zeitlang gehörte das Hochhaus Investoren aus Gibraltar. Und seit 2014 steht es leer.

Höchste Zeit für eine kulturelle Nutzung – bevor, etwas spitz formuliert, Besetzer einziehen. Die heutigen Besitzer planen einen Umbau des Areals, Wohnungen, Büros, urbanes Feeling. Sie rechnen mit drei Jahren Planungs- und Eingabezeit. In dieser Zeit bieten sie über einen Verwalter – Dierk Harte (Kontaktadresse: dierk.harte@mayfieldproperty.ch) – Räume für Ateliers und Kulturproduktionen an. Die haben schon begonnen. «Pakt Bern» bespielte die leerstehenden Räumlichkeiten mit experimenteller Musik, die HKB gastiert Ende Januar mit einer Oper, die Dampfzentrale im März mit einer Performance – in einem sehr hohen, von Betonpfeilern getragenen Raum 21 Meter unter dem Boden, für die Post einst ein Schaltzentrum, heute einfach total wahnsinnig, aber eigentlich komplett unbrauchbar.

Es gab bereits kritische Stimmen, die sagen, die Kultur werde im Swisscom-Hochhaus nur benutzt, um den Ort für spätere Investoren und gut situierte Mieterinnen und Mieter attraktiv zu machen. Das kann gut sein. So verlaufen städtische Erneuerungsprozesse. Aber die Kultur, die heute in den Räumen der alternden architektonischen Schönheit gemacht und angeboten wird, ist ja nicht für die Bonzen von morgen, sondern für die Leute aus der Region von heute.

Kultur und Tourismus.
Schwieriges Gelände. Wie soll die Berner Kultur touristisch vermarktet werden? Welches sind überhaupt die Möglichkeiten, sie touristisch so zu vermarkten, dass das national und international auch wahrgenommen wird? Bern Welcome, die neue Tourismusorganisation der Stadt, zeigt sich interessiert, mit der Kultur darüber zu reden. Erste Gespräche zwischen bekult und Bern Welcome fanden statt. bekult hat sich – durch mich, mit Mitorganisation, Moderation und Referat zu Kultur und Tourismus in Bern – im Oktober an der 4. Kulturkonferenz in der Progr-Aula beteiligt. Aber viel mehr als ein sich freundlich Guten-Tag-sagen zwischen Kultur und dem neuen Bern Welcome-CEO Martin Bachofner war das nicht. Ein wirkliches Interesse von Bern Welcome nach neuen Konzepten der Berner Kulturvermarktung, wie von mir an der Kulturkonferenz gefordert, ist nicht auszumachen.

Auch wenn es schon ein wenig Schnee von gestern ist: Wir hatten, im November, einen guten Abend in der Cinématte. Es gibt immer wieder ein paar Leute, ein paar Leute mehr in der Region Bern, die sich dafür interessieren, was bekult macht, was die Kultur und die Kulturpolitik machen und was man allenfalls selber machen müsste. Diese einmal im Jahr durchgeführten Anlässe sozusagen daheim bei einem bekult-Mitglied sind eine sympathische Art, uns den Leuten näherzubringen. Danke noch einmal der Cinématte für die Einladung und den Kinoabend.

Und, zum Abschluss, noch etwas unter dem Stichwort «Aus dem Vorstand»: Wir haben, kurz, knapp und klar, sechs Leitsätze entwickelt und verabschiedet (siehe Beilage). Wenn jemand findet, es brauche dringend noch eine Änderung darin, bitte mir sagen. Danach werden die Leitsätze, gewissermassen als Lead, auf die Website gestellt. Ja, es ist endlich soweit: Die aufgearbeitete Website geht sehr bald online.

Bernhard Giger