MENU

NEWSLETTER 5 – MÄRZ 2019

Liebe bekult-Mitglieder

Der Berner Stadtrat hat Ende Februar den Verträgen und Krediten der
Kulturförderung 2020-2023 zugestimmt, oder, wie es gern schnippisch
vermerkt wird, er hat sie durchgewinkt. Es ist richtig, die Beiträge waren
grossmehrheitlich unbestritten – vier Verträge wurden gar einstimmig
angenommen –, aber wer an der Debatte vom 28. Februar dabei war, hat
die Vorbehalte durchaus mitbekommen, die bei allem Kultur-Goodwill auch
geäussert wurden: Etwa gegenüber wenig klar definierten Fördertöpfen
wie «Ausserordentliche Beiträge» und Altstadtkultur. Oder die Sorgen –
quer durchs politische Spektrum –, dass Narrenpack und Puppen Theater
nicht überleben können, oder ganz allgemein ein gewisses Unbehagen,
dass die Vorgaben der Vierjahresplanung dem Stadtrat kaum noch
Spielraum lassen.

Schlussendlich aber war es ein klares Bekenntnis des Berner Stadtrats zum
Kulturschaffen. Die rund 20 Vertreterinnen und Vertreter von
Kulturinstitutionen auf der Tribüne haben sich am Schluss mit einem
Applaus denn auch artig bedankt. Über die Verträge mit Historischem
Museum, Konzert Theater Bern, Kornhausbibliotheken und Dampfzentrale
wird im Juni noch abgestimmt. Auch hier ist mit Zustimmung zu rechnen.
Am kommenden Donnerstag entscheidet die Regionalkonferenz Bern-
Mittelland über die Kulturverträge. Dort wird es kritische Stimmen geben
und einen Antrag, die Kulturausgaben der Regionalkonferenz auf dem
heutigen Stand zu plafonieren. Mit grosser Wahrscheinlichkeit werden die
Verträge aber angenommen werden.

Das wär’s dann. Bis zur nächsten Runde in vier Jahren. Eben nicht.
Kulturpolitik sollte mehr sein als nur Finanzpolitik. Wir, das heisst die
Berner Kultur und die Berner Politik, sollten auch zwischendurch mehr
miteinander reden. bekult hat einen Anfang gemacht. Im Vorfeld der
Stadtratsdebatte über die Kulturförderung haben wir allen acht Fraktionen
in einem Brief das Gespräch angeboten. Einerseits, um vor allem dort, wo
es nötig ist, für die Kulturvorlagen Lobbyarbeit zu betreiben, andererseits,
um uns als Gesprächspartner einzubringen, zum Beispiel gegenüber der
neu gebildeten interfraktionellen Kulturgruppe des Stadtrats.

Fünf Fraktionen, zum Teil Fraktions-Delegationen, haben wir, Beat Glur
und ich, getroffen: FDP/JF; BDP/CVP; SVP; SP/JUSO; GB/JA. Die GLP/JGLP
sah keinen Bedarf für ein Gespräch, weil die Kulturförderung in der
Fraktion weitgehend unbestritten sei, nicht geantwortet haben GFL/EVP
und AL/GaP/PdA. Bei den Treffen haben wir zuerst kurz Geschichte und
Tätigkeit von bekult vorgestellt. Hinsichtlich der Kulturförderung 2020-
2023 haben wir auf die schwierige Balance hingewiesen, die es zu finden
gilt, um die Vielfalt der Berner Kulturszene zu garantieren. Die Erhöhung
der Kulturausgaben, so ein weiteres Argument unsererseits, rechtfertige
sich allein aus der geleisteten Kulturarbeit, die noch immer weitgehend
schlecht bezahlt sei und Gratisarbeit in grossem Mass erfordere. Viele
Kulturschaffende seien auf die Einnahmen aus einem Zweitjob angewiesen.
Nach dieser Einführung hörten wir dann vor allem zu.

Themen der jeweils rund einstündigen Treffen waren unter anderem: Das
anhaltende Unverständnis über den Entscheid der Grossen Halle, auf die
Durchführung gewisser Anlässe aus inhaltlichen Gründen zu verzichten,
obschon man damit doch Geld einnehmen könnte. Bedenken, dass das
professionelle, öffentlich hochsubventionierte Kulturschaffen die
Laienkultur, und damit einen eminent wichtigen Bereich des öffentlichen
Lebens, zu sehr an den Rand dränge. Die kleineren und grösseren
Frustrationen darüber, eigentlich nicht mehr wirklich viel sagen zu können
zu den einzelnen Krediten und Verträgen. Das Giesskannenprinzip, das alte
Lied – wir nannten es, wo es zur Sprache kam, Stärkung der kulturellen
Vielfalt.

Auf durchwegs starkes Interesse stiessen zwei von uns eingebrachte
Themen: Kultursäulen und zentrale Veranstaltungs-Datenbank. Dass in
Bern die Kultursäulen nur in den Quartieren stehen und nicht auch in der
Innenstadt: Kopfschütteln. Dass in Sachen künftiger Veranstaltungs-
Datenbank dringender Handlungsbedarf besteht: Übereinstimmung. Bern
Welcome bereitet einen neuen Internet-Auftritt vor, das Polizeiinspektorat
baut im Auftrag des Gemeinderats einen Veranstaltungskalender auf,
während die Zukunft der gedruckten Berner Kulturagenda – auch sie von
der Stadt mitbezahlt – ungewiss ist, weil sie davon abhängt, wie lange es
den Stadtanzeiger als Printprodukt noch geben wird.

Für Themen wie diese – wie die Berner Kultur sich künftig bekannt machen
kann – braucht es den Support und vielleicht den Druck der Politik, damit
Lösungen gefunden werden können. Darum ist es gut, dass wir
miteinander reden.

Wir sehen uns bald: Am nächsten Montag, 18. März, findet um 17.00 Uhr
bei Science et Cité im Haus der Akademien an der Laupenstrasse 7 unsere
jährliche Mitgliederversammlung statt. Zwei Tage später, am Mittwoch,
20. März um 18.00 Uhr besuchen wir gemeinsam die HKB an der
Fellerstrasse 11.

Bis dann.
Bernhard Giger